Die Jugendweihe oder, wie wir heute bewusst sagen, die Humanistische Jugendfeier ist eine der Stationen im menschlichen Leben, die in eine wichtige Lebensphase fällt, in eine Zeit, die zugleich Ziel und Start zweier folgender Lebensabschnitte bedeutet. "Feste sind Haltepunkte im Fluss der Zeit." - und so halten wir mit der Jugendfeier an, um mit dem Jugendlichen und seiner Familie nach dem Woher und dem Wohin zu fragen. Für uns ist der Tag der Humanistischen Jugendfeier ein schöner traditionsreicher Brauch, eine Sitte, von Menschen für Menschen erdacht, vorbereitet und gestaltet. Dieser Passageritus, den es - natürlich stets in unterschiedlicher Form und mit verschiedenen Inhalten - für junge Menschen in vielen Kulturen und Religionen gibt, wird als ein bedeutender Höhepunkt im Leben des jungen Menschen verstanden. Die Jugendfeier bringt zugleich einen besinnlichen Ausblick auf die weitere Entwicklung mit sich und unterstützt die Entwicklung humanistischer Grundwerte, die auf Menschenwürde und Menschenrechten beruhen.
Mit diesem Fest, das in der über 160-jährigen Tradition der Jugendweihebewegung in Deutschland steht, würdigen wir den Übergang von der Kindheit zum Jugendalter, den Prozess des Erwachsenwerdens. Im Mai 1852 führt der freireligiöse Prediger Eduard Baltzer in Nordhausen, damals Preußen zugehörig, erstmals eine Feierstunde mit 14-Jährigen durch, die er "Jugendweihe" nennt. Mit der Schulentlassungsfeier verbunden, werden junge Menschen ins Leben entlassen und geweiht in den Kreis der arbeitenden Erwachsenen aufgenommen. Von Anfang an ist mit der Jugendweihe das Anliegen verknüpft, ethisch gebildete, tolerant handelnde und die Menschenwürde achtende Glieder der Menschengemeinschaft zu fördern. Zunächst als Alternative zu Kommunion und Konfirmation entstanden, werden die Jugendweihefeiern im Laufe der weiteren Jahrzehnte für die freigeistig-humanistisch eingestellten Familien ein fester Bestandteil ihrer weltlichen Lebenskultur.
In der Zeit der Weimarer Republik hat sie massenhaften Zulauf. Zwischen 1933 und 1945 versuchen die Nazis, die Jugendweihe für ihre ideologischen Zwecke gleichzuschalten, was ihnen allerdings nur teilweise gelingt. Die freie Jugendweihe ist faktisch in jener Zeit verboten.
Nach dem 2. Weltkrieg entwickelt sich die Jugendweihe in der Alt-Bundesrepublik wieder, jedoch nur mit wenigen Teilnehmern meist nur in großen Städten wie Hamburg, Bremen, Hannover, Nürnberg, Mannheim oder Frankfurt/M.. In der DDR wird die Jugendweihe seit 1955 staatlicherseits installiert und ideologisch instrumentalisiert. Doch entwickelt sich gerade in den Jahren bei den Familien in der DDR mehr und mehr eine Fest- und Feierkultur heraus, die zu einem wichtigen persönlichen und gesellschaftlichen Bedürfnis wird.
Heute realisieren wir mit modernen werteorientierenden Inhalten und jugendgemäßen attraktiven Formen eine freie humanistische Kultur für die jungen Heranwachsenden und ihre Familien mit gutem Erfolg. Viel ehrenamtliche Mitarbeit und professionelles Können der Veranstalter tragen zum Gelingen der Feierstunden wesentlich bei und prägen ihren guten Ruf. Immer mehr junge Menschen und ihre konfessionell nicht gebundenen Familien entscheiden sich frei für die Jugendfeier.
Mit der Humanistischen Jugendfeier wird vieles bewusst gemacht, was sonst all zu leicht im Alltag untergeht:
- Es entwickelt sich ein freies Denken, und ohne die Bevormundung durch Erwachsene beginnt die Herausbildung eines eigenen Lebensstils des Jugendlichen.
- Die Entscheidung über die weitere Schulbildung oder eine Lehrstelle stehen an.
- Die rechtlich garantierte Religionsmündigkeit ermöglicht die freie Entscheidung über weltanschauliche Bindungen der 14-Jährigen.
- Es werden Freundschaften fürs Leben geschlossen, und mit der ersten großen Liebe verbinden sich neue Erfahrungen.
Der Schritt in Richtung auf eine verantwortungsvolle Eigenständigkeit im demokratischen Gemeinwesen wird gewürdigt. Der junge Mensch findet sich mehr und mehr selbst, er selbst bestimmt und verantwortet sein Leben.
Tun wir gemeinsam etwas dafür, dass unsere Gesellschaft ein demokratisches und lebenswertes Gemeinwesen bleibt und seinen inneren Frieden bewahrt. Dafür steht auch die Humanistische Jugendfeier seit über 160 Jahren.
Wer mehr wissen möchte oder sich für die Jugendfeier anmelden will, kann sich gern an uns wenden.