Freidenker - Sozialdemokrat - Antifaschist: Max Sievers.

Max Sievers gehört zu den bedeutenden Vertretern unserer humanistischen und freiheitlichen Traditionen.

Der Freidenker Max Sievers wird am 17. Januar 1944 unter dem Fallbeil in Brandenburg-Görden ein Opfer der Nazi-Diktatur. Unser Humanistischer Freidenkerbund ehrt sein Leben und Wirken gegen extremistisches Denken und Handeln, für das Zusammenwirken der demokratischen Kräfte und freigeistigen Gemeinschaften in Deutschland, für Humanität und Freies Denken. Er setzt sich stets für ein starkes Bündnis aller freigeistigen Organisationen ein und wirkt an der Spitze der „Reichsarbeitsgemeinschaft freigeistiger Verbände der deutschen Republik“ aktiv mit.

Die Freidenkerbewegung in Deutschland ist mit dem Namen Max Sievers eng verbunden. Seit 1922 ist er Geschäftsführer und später Vorsitzender des Deutschen Freidenkerverbandes, der sich in der Weimarer Republik zu einer großen Kulturorganisation und Weltanschauungsgemeinschaft mit über 600 000 Mitgliedern entwickelt. 1933 wird der Deutsche Freidenkerverband von den Nazis verboten. 

Am 11. Juli 1887 wird Max Sievers in Berlin-Tempelhof in einer Arbeiterfamilie geboren. Aufgrund seiner sozialistischen Grundauffassungen wird er schon vor dem 1. Weltkrieg Mitglied der SPD, nach 1918 auch Abgeordneter in Berlin. Er setzt sich mit seinem ganzen Wirken als Vorsitzender des Deutschen Freidenkerverbandes und als sozialdemokratischer Abgeordneter gegen Unfreiheit und Ausgrenzungen Andersdenkender, für die Gleichbehandlung aller Menschen unabhängig von konfessioneller und politischer Bindung, für die Trennung von Staat und Kirche, für Demokratie und Humanismus ein.

Nach 1933, kurzzeitig von den Nazis inhaftiert, flüchtet er ins westeuropäische Ausland. Von dort gibt er Publikationen des Freidenkerverbandes sowie eigene Schriften gegen den Nationalsozialismus heraus, die in Deutschland illegal verbreitet werden. Sein immer stärker werdendes antifaschistisches Engagement macht ihn zu einem Teil des politischen Widerstandes.

Im Juni 1943 wird er in Frankreich von der Gestapo verhaftet und am 17. November 1943 vom Volksgerichtshof wegen sogenannter Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt. Der Vorsitzende des Volksgerichtshofes, Freisler, begründet das Todesurteil gegen Max Sievers wie folgt: "Wenn.... Sievers meint, sein Verschulden bestehe darin, daß er anders ist als der Nationalsozialismus, so ist das völlig gleichgültig. Auch das ist ein Verschulden, wenn man diesem Anderssein gegen den Nationalsozialismus Ausdruck verleiht. .... Eine andere politische Weltanschauung, noch dazu feige vom Ausland mit den Mitteln der Gewalt und der Zersetzung unserer Wehrmacht propagieren; zu organisatorischem Zusammenschluß um der Erreichung dieses Ziels aufrufen, uns die Welt als Feinde auf den Hals hetzen, indem man uns als Friedensstörer, Kriegstreiber und kulturlose Barbaren hinstellt, das ist solcher Verrat am deutschen Volke, daß er nur mit dem Tode gesühnt werden kann." Diese Worte sprechen für sich, für das menschenverachtende System und die antihumanistische faschistische Ideologie.

Im Zuchthaus Brandenburg-Görden wird Max Sievers nach zweimonatiger Vollstreckungshaft von den Nazis hingerichtet.

Das Landgericht Berlin hat in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts das Todesurteil aufgrund seiner Rechtswidrigkeit endlich aufgehoben und Max Sievers ausdrücklich als Teil des politischen Widerstandes gegen den Faschismus gewürdigt.

Wir Freidenker und Humanisten knüpfen an seine Überlegungen, Haltungen und Taten an und lassen uns bei unserem heutigen Tun davon motivieren. Sein Andenken ist uns Verpflichtung, sich in unserer Gegenwart für ein gerechteres Miteinander in unserem Gemeinwesen, für Gewissens- und Geistesfreiheit, für einen säkularen Humanismus und für die gewaltfreie Lösung der sozialen und politischen Probleme unserer Zeit einzusetzen.

Volker Mueller